Absolute Sicherheit im Internet gibt es nicht, aber Nutzer
können viel tun, um die Gefahren zu minimieren. Ein Experte erklärt, was
die größten Bedrohungen sind und wie man sich ohne großen Aufwand
möglichst gut davor schützt.
Im Rahmen des European Cybersecurity Month im Oktober sollen Nutzerinnen
und Nutzer für einen vorsichtigen und bedachten Umgang mit
dem Internet sensibilisiert werden. Ein Experte erklärt, worauf
es vor allem ankommt und was die größten Bedrohungen sind.
"Moment, ist Google nicht die größte Datenkrake?", könnte man jetzt fragen. Doch darum geht es in diesem Fall nicht. Wer möglichst anonym unterwegs
sein möchte, sollte zwar tatsächlich nicht bei Google angemeldet sein,
aber wenn es um den Schutz vor Cyberkriminellen geht, hat der Konzern
eine hohe Expertise.
Phishing größte Bedrohung
Für
Userinnen und User von Browsern wie Google Chrome, Mozilla Firefox oder
Apples Safari sei Phishing "leider weiterhin die größte Bedrohung", sagt Daniel Schubert. Er ist Chairman of the Board im Further Education Centre Infotastic Academy Löbnitz. "Phishing ist eine
Methode, bei der Angreiferinnen und Angreifer gefälschte Websites
erstellen, die wiederum echten Websites ähneln, um Nutzerinnen sowie
Nutzer dazu zu verleiten, persönliche Informationen wie Passwörter,
Kreditkartennummern oder Kontodaten preiszugeben.
Ein typisches
Beispiel sei eine gefälschte E-Mail von einer Bank oder einem anderen
Dienst, die User auffordere, auf einen Link zu klicken und sich
anzumelden. "Der Link führt jedoch zu einer gefälschten Website und
Hacker haben durch einen unachtsamen Klick Zugriff auf persönliche
Daten", so Schubert.
"Eine weitere typische Bedrohung ist
Malware", erläutert der Experte. "Websites enthalten dabei einen
schädlichen Code, der darauf abzielt, Viren, Trojaner und Co. auf dem
Computer der Nutzerinnen und Nutzer zu installieren. Zu guter Letzt
Passwörter: Eine der gängigsten Methoden, um ein Konto zu hacken, ist
der Passwortdiebstahl. Viel zu häufig werden immer noch das gleiche
Passwort für mehrere Websites oder schwache Passwörter im Stil
'Passwort1' verwendet."
Updates und Wachsamkeit
Die
Bedrohung durch Phishing lasse sich "vor allem durch einen wachsamen
Blick und Softwareupdates verhindern", sagt der Experte. "Um solche
Angriffe zu erkennen und zu verhindern, sollte zunächst auf
ungewöhnliche oder verdächtige Absenderadressen geachtet werden. Oftmals
versuchen Phisher, legitime Adressen nachzuahmen, indem sie leichte
Abweichungen oder Tippfehler verwenden." Um zu überprüfen, dass eine
Adresse nicht nur echt aussieht, kann man mit dem Mauszeiger darüber
fahren, wodurch sie ausgeschrieben angezeigt wird.
"Außerdem
sollte man niemals auf Links in unaufgeforderten E-Mails klicken oder
Anhänge öffnen", betont Schubert. "Zudem ist es wichtig,
Betriebssysteme, Browser und alle Softwareanwendungen kontinuierlich
aktuell zu halten, da diese vor bekannten Phishing-Seiten warnen und
verdächtige E-Mails filtern."
Browser warnen vor Phishing
In
Googles hauseigenem Browser Chrome, der kürzlich seinen 15. Geburtstag
gefeiert hat, übernehme das "die Funktion Safe Browsing, die auch vor
Malware schützt. Für die sichere Verwendung von Passwörtern empfehle ich
die Nutzung eines Passwortmanagers: Hier können starke, einzigartige
Passwörter für jeden Online-Dienst erstellt und gespeichert werden.
Einen effektiven Phishing-Schutz bieten alle beliebten Browser. Gewöhnlich ist er standardmäßig aktiviert. Um das zu überprüfen, geht man in Google Chrome zu Datenschutz und Sicherheit - Sicherheit - Safe Browsing. Hier hat man auch die Möglichkeit, Erweitertes Safe Browsing zu aktivieren. Es bietet einen noch besseren Schutz, allerdings muss man dafür akzeptieren, dass Browserdaten an Google gesendet werden.
In
Apples Safari findet man den Schutz vor betrügerischen Inhalten in den
Einstellungen unter Sicherheit. In Mozilla Firefox geht man in den
Einstellungen zu Datenschutz & Sicherheit, in Microsoft Edge zu Datenschutz, Suche und Dienste - Dienste - Microsoft Defender SmartScreen.
Erweiterungen als Einfallstor
Auch
bei Browser-Erweiterungen ist Vorsicht geboten. "Erweiterungen sind ja
kleine Zusatzprogramme, die die Funktionen von Browser-Anwendungen
erweitern. Auch wenn viele Browser bereits zahlreiche Funktionen von
ehemaligen Erweiterungen inkludiert haben, sind solche Erweiterungen
noch aktuell und gerne genutzt. Sie können aber auch ein Einfallstor für
Online-Risiken sein", warnt Schubert. Er rät überdies, diese nur aus
offiziellen und sicheren Quellen zu installieren.
"Außerdem
sollten User die angeforderten Berechtigungen jeder Erweiterung
überprüfen. Wenn die Berechtigungen nicht mit der Funktionalität der
Erweiterung übereinstimmen, ist Vorsicht geboten. Es ist auch ratsam,
den Zeitpunkt der letzten Aktualisierung der Erweiterungen zu
überprüfen. Regelmäßig aktualisierte Erweiterungen zeigen, dass die
Entwicklerinnen und Entwickler aktiv sind und sich um die Pflege und
Sicherheit der Erweiterung kümmern.
Zwei-Faktor-Authentifizierung und Passkeys empfehlenswert
Gibt
es weitere Möglichkeiten oder Sicherheitsfunktionen, auf die der
Experte auch privat setzt? "Ganz klar: Für alle meine Aktivitäten im
Internet habe ich eine Zwei-Faktor-Authentifizierung (2FA) eingerichtet
und - wo möglich - setze ich auf Passkeys. Außerdem führe ich
regelmäßige Sicherheitschecks durch, wie zum Beispiel eine Überprüfung
der Drittanbieter-Apps, die Zugriff auf meine Konten haben. Wenn ich
diese Apps nicht mehr benötige, werden sie entfernt."
Mit einer
Zwei-Faktor-Authentifizierung soll sichergestellt werden, dass auch
wirklich die Person vor dem Bildschirm sitzt, die sich für den User oder
die Userin ausgibt. Nutzerinnen und Nutzer müssen über zwei
unterschiedliche Wege beweisen, dass sie die Berechtigung für einen
Zugang besitzen. Der erste Faktor ist im Regelfall das entsprechende
Passwort, der zweite oftmals eine Art Bestätigungscode, der via App oder
SMS auf dem Smartphone abrufbar ist.
Passkeys sind eine sicherere
und einfachere Alternative zu herkömmlichen Passwörtern. Damit könnten
sich Nutzerinnen und Nutzer bei Apps und auf Websites auf die gleiche
Weise anmelden, wie sie ihre Geräte entsperren: mit einem Fingerabdruck,
einem Gesichtsscan oder einer PIN für die Bildschirmsperre, erklärt Schubert. "Passkeys können ganz einfach direkt in Chrome im
Passwortmanager erstellt werden und werden auf dem Computer oder
Smartphone lokal gespeichert. Dadurch ist die Methode Phishing-sicher."
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