Telefonterror falscher Microsoft-Mitarbeiter

 
 
Viele Menschen erhalten derzeit Anrufe von angeblichen Microsoft-Mitarbeitern, die bei angeblichen Sicherheitsproblemen helfen möchten. Die Betrüger geben auch nicht auf, wenn man auflegt oder sie blockiert. Über andere Nummern versuchen sie es immer wieder. Was kann man dagegen machen?
 
Die Anrufe kommen aus Deutschland, Italien Österreich oder anderen Ländern, die Masche ist aber immer ähnlich: Die Anrufer behaupten, sie seien Mitarbeiter des Microsoft-Support. Sie sagen, sie hätten ein Sicherheitsproblem auf dem PC festgestellt und wollten bei dessen Beseitigung helfen. Die, die ihnen auf den Leim gehen, werden abgezockt. Jene, die nicht darauf hereinfallen, haben trotzdem Probleme. Denn die Gauner rufen immer und immer wieder an, egal ob man auflegt, sie beschimpft oder mit der Polizei droht
 

Masse statt Klasse

Raffiniert gehen die Betrüger nicht vor. Die Nummern haben sie gewöhnlich aus großen Datensätzen, die aus Hackerangriffen stammen und im sogenannten Darknet paketweise für wenig Geld angeboten werden. Die Anrufer sprechen oft nur Englisch und klingen ganz und gar nicht wie geschulte Support-Mitarbeiter.

Doch die Hartnäckigkeit zahlt sich für sie aus, auch wenn nur ein geringer Teil der Angerufenen auf den sogenannten Technical-Support-Scam hereinfällt, machen sie groß Kasse. Es sind jährlich Hunderttausende solcher Anrufe, die Menschen auf der ganzen Welt erhalten, schrieb Microsoft im September in einem Blogbeitrag. Unter anderem stellten die Gangster für angebliche Software-Reparaturen Rechnungen in Höhe von mehreren Hundert Euro aus.

Schlimmer noch: Die Kriminellen versuchen ihre Opfer dazu zu überreden, eine Remoteverbindung zu akzeptieren. Das bedeutet, dass die Betrüger aus der Ferne auf den Computer zugreifen und schädliche Software installieren können. Sie versuchen so sensible Daten zu erbeuten, mit denen sie Geld machen können. Sie greifen beispielsweise Zugangsdaten fürs Onlinebanking ab oder fordern Lösegeld, um blockierte Computer wieder freizugeben.

Eine Betroffene schilderte ihre schlechten Erfahrungen der Hamburger Verbraucherzentrale. Vor ein paar Monaten habe sie akzeptiert, angebliche schädliche Viren von ihrem Computer entfernen zu lassen. "Zum Glück habe ich keine Visacard, sodass ich keine Bankverbindung angeben konnte. Aus Ärger wurde mein PC mit einem Passwort gesperrt. Ich musste ihn in einen Computerladen bringen, wo man die Dateien gottlob sichern konnte. Aber es war selbst für die Profis in dem Laden nicht ganz einfach."

Ermittler haben es schwer

Microsoft versucht zwar mit seiner Digital Crimes Unit in Zusammenarbeit mit Strafverfolgungsbehörden weltweit gegen die Tech-Scam-Betrüger vorzugehen. Aber deutsche Ermittler haben grundsätzlich schlechte Karten, da die Gangster aus dem Ausland arbeiten, oft aus weit entfernten Ländern. Viele Betrüger-Callcenter befinden sich in Indien.

Die angezeigten Telefonnummern sehen vielleicht deutsch oder europäisch aus, sind aber gespooft. Das heißt, die Anrufe werden über einen Dienst umgeleitet, der sie mit falschen Nummern versieht, die dann auf dem Telefon des Angerufenen angezeigt werden. Daher hilft es auch wenig, wenn man eine Rufnummer blockiert.

Dem Sicherheitsdienstleister PSW Group nach geht die indische Regierung eher lasch mit solchen Betrügerbanden um. Dennoch gäbe es Hinweise, dass solche Callcenter-Betreiber in jüngerer Zeit stärker unter Druck geraten. So seien im Jahr 2018 immerhin 16 dieser Callcenter von der Polizei durchsucht worden. Eine zweite Razzia habe Ende 2019 dafür gesorgt, dass weitere 28 Center durchsucht werden konnten. Sehr nachhaltig waren die Aktionen angesichts der erneuten Scam-Flut aber offensichtlich nicht.

Auflegen, aushalten, anzeigen

Tatsächlich kann man nicht viel gegen den Telefonterror unternehmen. Grundsätzlich rät Microsoft, solche Gespräche so schnell wie möglich zu beenden.

Ist ausschließlich das Festnetz-Telefon betroffen und man nutzt es nur selten, kann man es für eine Weile abschalten. Die Kontakte, die es noch nutzen, informiert man vorher, dass sie bis auf Weiteres die Mobilfunknummer anrufen müssen.

Auf keinen Fall darf man angebotene Fremd-Software kaufen oder installieren. Ebenso darf man niemals den Anweisungen der falschen Support-Mitarbeiter folgen und ihnen einen Fernwartungszugriff auf sein Endgerät ermöglichen.

Falls es schon zu spät ist, weil bereits Software installiert wurde, muss man das Gerät so schnell wie möglich vom Netz trennen. Danach sollte man die Software deinstallieren und von einem sicheren Gerät aus alle Passwörter ändern, speziell für den Online-Banking-Account. Ein Scan des Systems mit einem Anti-Virus-Programm ist ebenfalls ratsam.

Microsoft bittet Betroffene außerdem, den Betrugsversuch bei der Polizei anzuzeigen. Hilfreich ist es auch, wenn der Fall dem Unternehmen gemeldet wird, Microsoft stellt dafür auf einer Website ein Formular zur Verfügung.


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