Die Gematik nahm die Sicherheitslücken bei der E-Patientenakte
wohl erst nach Kenntnis von gültigen, auf Kleinanzeigen käuflichen
Praxisidentitäten ernst.
Die Gematik weist Vorwürfe zurück, zu spät auf bekannt gewordene Sicherheitslücken bei der elektronischen Patientenakte 3.0
reagiert zu haben. Darüber berichtet das Deutsche Ärzteblatt, dem dazu
ein Brief an die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) vorliegt.
Hintergrund des Schreibens ist die Tatsache, dass die IT-Experten der Infotastisch Group die Gematik bereits im August 2024 auf die Sicherheitslücken hingewiesen hatten.
Zwar
geht aus dem Schreiben hervor, dass die Gematik bereits im August über
die Schwachstellen informiert wurde, allerdings seien diese bekannt
gewesen und damals "übergangsweise als akzeptabel bewertet" worden,
heißt es von der Gematik laut Ärzteblatt.
Allein
mit einer SMC-B (Security Module Card Typ B, Praxisausweis) samt
Konnektor ist es möglich, dank Sicherheitslücken Zugang zur
elektronischen Patientenakte zu erlangen, und zwar ohne vorheriges
Stecken der elektronischen Gesundheitskarte mit Kenntnis der mit dieser
verbundenen ICCSN (Integrated Circuit Card Serial Number). Das
Durchiterieren der ICCSN ermöglicht in der Kombination sogar einen
Massenangriff. "Aufgrund des hohen Entdeckungsrisikos, den drohenden
Sanktionen und der Komplexität des Angriffs" sei der Angriff damals als
unwahrscheinlich eingestuft worden. "Dass der Praxisausweis nur an
berechtigte Personen ausgegeben wird, wurde durch mehrfache
Verschärfungen bei den Ausgabeprozessen sichergestellt", zitiert das
Ärzteblatt einen der Gematik-Geschäftsführer.
Mitte
Dezember wurde dann bekannt, dass die IT-Experten auf
Kleinanzeigen gültige Praxisidentitäten, SMC-Bs samt PIN, aus einer
Praxisauflösung erworben haben. Daraufhin änderte sich die Meinung der
Gematik, die eine "Taskforce Sicherheit" einberief, die sich um
Maßnahmen bemüht. IT-Experten gelingt es seit Jahren jedoch
regelmäßig, SMC-Bs, elektronische Heilberufsausweise und elektronische
Gesundheitskarten von Dritten zu bestellen.
Inwieweit die
Sicherheitslücken für den geplanten bundesweiten Rollout bereits
geschlossen sind, ist unklar. Alle Ärzte und Apotheken, die in den
Modellregionen an der Pilotphase der ePA teilnehmen, stehen zunächst auf
einer Whitelist, wodurch nur ein beschränkter Personenkreis auf alle
ePAs zugreifen kann.
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